John Latham – Scottish Office (197576)

Dreimonatige Machbarkeitsstudie (Feasibility Study)

John Latham befasste sich im Verlauf seiner dreimonatigen Studie im Scottish Office mit dem postindustriellen Strukturwandel in Glasgow und damit zusammenhängenden Planungsaufgaben wie etwa der Umgang mit den großen Abraumhalden in der Umgebung Edinburghs. Diese sogenannten „Bings“ – Überreste einer ehemaligen Paraffinproduktion – stellten in den Augen der Verwaltung ein Problem dar, für das Lösungsansätze gesucht wurden. Für Lathams dagegen hatten sie skulpturale Bedeutung, als Monumente einer vergangenen industriellen Ära Schottlands. Als solche versuchte er sie vor der Zerstörung zu bewahren, indem er sie zu ‚Kunstwerken‘ erklärte.

In den drei Monaten seines Aufenthalts, in denen Latham ein eigenes Büro im Gebäude der Schottischen Regionalverwaltung in Edinburgh bezog, entwickelte er eine Vielzahl von teils eigenwilligen und überraschenden Ideen mit Blick auf die sozialen Verwerfungen und die planerischen Aufgaben, die mit dem Ende der industriellen Ära Glasgows und Schottlands einhergingen. Seine Vorschläge reichten von der Reaktivierung eines lokalen Kabel-TV-Netzes für die selbstbestimmte Nutzung durch Anwohner_innen und Medienkünstler_innen über die Energiegewinnung durch eine Tidenhub-Anlage bis hin zu der Einrichtung von Fischfarmen in der Nachbarschaft eines stadtnahen Kernkraftwerks.

John Latham Scottish Office
John Latham, Luftaufnahme von Niddrie Woman, 1976 © John Latham Estate und Jürgen Harten