Garth Evans
British Steel Corporation 1969 – 1971
Garth Evans zweijähriges Placement bei der British Steel Corporation (BSC) wurde auf der Basis eines bereits bestehenden Fellowship-Programms bei der BSC vereinbart, das sich bis dahin nur an Wissenschaftler_innen gewandt hatte. Es war das erste Placement, das die APG erfolgreich aushandelte. Dabei wurde die vertragliche Vereinbarung für das Fellowship jedoch mit der St. Martins School of Art geschlossen, wo Evans Bildhauerei lehrte. Er hatte zuvor noch nie mit Stahl gearbeitet und sollte nun dessen verschiedene Fertigungstechniken und Materialeigenschaften für seine bildhauerische Praxis untersuchen. BSC, der Mutterkonzern der 1967 verstaatlichten Stahlindustrie, erhoffte sich von dem Placement, die Vielseitigkeit des Materials jenseits seiner industriellen Verarbeitung zu veranschaulichen.
Evans besuchte während seines Placements verschiedene Stahlwerke in ganz Großbritannien und machte sich mit den Fertigungsmethoden vertraut. Mittels Fotografien, von denen eine Auswahl später durch die BSC publiziert wurde (Some Steel, 1971), näherte er sich den materiellen Eigenschaften des Mediums an. Auch entdeckte er in den geschweißten Übungsstücken der Auszubildenden ästhetisch-skulpturale Qualitäten. Erst gegen Ende seines Placements jedoch begann Evans selbst Skulpturen aus Stahl herzustellen (Breakdown, 1971; Spring, 1972). Sein Plan, in einem stillgelegtem Stahlwerk zu arbeiten, scheiterte an der fehlenden Unterstützung seitens der Verantwortlichen bei der BSC.
Evans Interesse beschränkte sich aber nicht auf materielle Verarbeitungstechniken. Vielmehr begann er, sich mit der Firmenkultur des Großbetriebs auseinanderzusetzen. Die Frage, was der Beitrag eines Künstlers in einem solchen Kontext sein könnte, veranlasste ihn dazu, mehrere Konzeptpapiere zu verfassen, die er mit Vertretern der BSC diskutierte. Darin argumentierte er, dass die BSC es versäume, den Beschäftigten eine sinnvolle, bereichernde Arbeitserfahrung zu bieten und so die Identifikation der Arbeiter_innen mit ihrer Tätigkeit zu fördern. Hier sehe er, eher als in der Produktion konventioneller Kunstwerke, ein Handlungsfeld für Künstler_innen im industriellen Kontext. Während Evans‘ bildhauerische Tätigkeit von BSC-Repräsentant_innen sehr positiv aufgenommen wurde, standen sie seinen Überlegungen zur Firmenkultur eher skeptisch gegenüber.